Die Feldzüge des Tiberius und die Darstellung der unterworfenen Gebiete in der "Geographie des Ptolemaeus"

"Germaniam... ad ostium Albis fluminis pacavi... protulique fines Illyrici ad ripam fluminis Danui" - mit diesen knappen Worten meldet der Tatenbericht des Augustus riesige römische Gebietsgewinne. Jahrzehnte hindurch war es Tiberius, der "Invictus", "mit dessen Körper Augustus seine Kriege führte".
Von diesem Kriegsruhm ist wenig geblieben; auch die modernen Biographen des Tiberius behandeln seine Kriegsjahre nur kurz. Er gilt aber als bester Kenner der Probleme an den neuen Nordgrenzen Roms. Deren Gewinnung erfolgte grossenteils "plura consilio quam vi", ist aber darum nicht geringer einzuschätzen. Vielmehr spiegelt die Reaktivierung alter und der Abschluss neuer "foedera" Roms überwältigendes Prestige! So war es Augustus möglich, dem Reich "Wunschgrenzen" zu geben. Sie wurden in der augusteischen Reichsvermessung niedergelegt. Diese Verwaltungskarte, ergänzt durch die Weltkarte Agrippas, ist als "Geographie des Ptolemaeus" auf uns gekommen. Ausgehend von der Überlegung, dass der Mathematiker eine Umrechnungstheorie vorgestellt hatte, soll versucht werden, das Werk der praktischen Benutzung zu erschliessen, indem Umrechnungsund Originalkoordinaten unterschieden werden. Aus der Provinzorganisation lässt sich der Herrschaftsanspruch der Pax Romana erkennen, wie er in den augusteischen Kriegen errungen wurde.